Dancing With The Devil
Dancing With The Devil


So saß ich nun da, Athanels mittlerweile kalten Kopf auf meinem Schoß und noch immer weinend über das Geschehene. Mit einem Schlag brach all die Trauer über meine gesamte tote Familie über mich herein und all die Tränen, die ich damals tapfer zurückgedrängt hatte, rannen nun über meine bleichen Wangen und sammelten sich in Athanels Mähne. Nie wieder würde ich mit ihr über weite Felder galoppieren. Nie wieder würden wir gemeinsam durch den Wald streifen. Nie wieder würden wir gemeinsam der Sonne entgegen reiten. Ich würde mich nie wieder so frei fühlen können, wie ich es mit Athanel immer getan hatte. 

Ich schluchzte laut auf. Immer mehrere Schluchzer drangen an die Oberfläche und alles um mich herum verschwand in einer Mauer aus düsteren Erinnerungen. Ich sah Bilder von meiner sterbenden Familie, die grausam von Orks ermordet wurden. Bilder von meinen kleinen Geschwistern, die ebenfalls an jenem Tag ihr kurzes Leben ließen. Und dann erschien mir eine Frage. Wieso musste ich all diejenigen verlieren, die mir etwas bedeuteten?! Wieso musste immer ich diejenige sein, die so viel Leid ertragen musste?! Ich verstand es nicht und bekam auch nur wie in Trance mit, wie sich jemand hinter mich gekniet hatte und mich vorsichtig von Athanel wegzog. 

Anfangs wollte ich mich wehren, doch gegen die starken Arme die mich umschlossen, hatte ich keine Chance. Ich wurde an  den Körper des Elben gezogen, der hinter mir saß und mir beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Ich gab auf, da ich wusste, dass ich keine Kräfte mehr hatte. Ich war wehrlos und hatte meine beste und treuste Gefährtin verloren, die mit mir durch dick und dünn gegangen war. Diese Erkenntnis trieb mir erneut die Tränen in die Augen und ich drehte mich um und weinte an der starken Brust des Elben, dessen Gewand bald mit unzähligen von Tränen benetzt war. Sanft strich er mir über den Kopf, doch ich beruhigte mich nur sehr langsam. Zu zerstört war ich innerlich und ich spürte jeden einzelnen Schmerz, den ich in den gesamten Jahren meines Lebens überstanden hatte, erneut auf flimmern.Es war grauenvoll. 

Ich wimmerte leise vor mich hin und traute mich irgendwann, müde meinen Kopf zu heben. Thranduil blickte aus traurigen Augen zu mir hinab. Selbst aus seinen Augenwinkeln stahlen sich hin und wieder kleine Tränen. „Ich hätte euch niemals mit meinen Kriegern fortschicken dürfen… Ich hätte euch um ein Haar verloren…“, flüsterte er mit brüchiger Stimme und ich weitete meine Augen. „Ihr habt keine Schuld an dem Tod Athanels, doch wieso macht Ihr euch solche Sorgen um mich, ein unwichtiges Menschenmädchen?“, meinte ich dann, doch meine Stimme war brüchig und spiegelte meine derzeitige Gefühlslage wider. Er schüttelte sachte den Kopf. „Ihr seid keinesfalls unwichtig. Doch ich wollte niemals, dass …“, er brach ab und sah traurig in Richtung Athanel.

„Ich hätte besser auf sie Acht geben müssen! Ich bin schuld, dass sie nie wieder den Sonnenaufgang sehen kann… Ich habe sie einfach im Stich gelassen, genauso wie meine Familie damals…“, wimmerte ich und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Thranduil verfestigte seinen Griff um mich. „Ihr seid nicht schuld daran, dass das Leben seinen Lauf nimmt. Jedes Wesen dieser Welt wird geschaffen, doch auch das noch so Unschuldigste wird irgendwann von uns gehen. Dies ist der Lauf des Lebens, dem wir Elben immer wieder begegnen. Viele Menschen die ich einst kannte, sind heute nicht mehr, als eine Erinnerung. Doch Athanel und eure Familie werden immer in eurem Herzen weiterleben.“, flüsterte er und ich wusste, dass er Recht hatte. „Wieso tut es dann so weh, jemanden den man liebt zu verlieren?“, flüsterte ich zurück und er seufzte. „Weil eure Liebe wahrhaftig war.“

Eine Weile lang saßen wir dort am Waldboden, genossen die Stille und die sanften Brisen des Windes, die mir Stück für Stück meinen Kummer nahmen. „Ich möchte sie beerdigen…“, meinte ich dann und spürte ein Nicken seinerseits, da er für kurze Zeit seinen Kopf auf den meinen gelegt hatte. „Ich werde euch helfen, Vana. Doch zuerst sollten wir zurück in den Palast gehen um nach etwaigen Verletzten zu sehen. Viele meiner Wachen wurden verletzt und auch mein Sohn Legolas ist unter ihnen.“, meinte er dann und ich sah auf. Seine Augen waren wie eine Nebelwand und ich überlegte fieberhaft, was ich nun sagen sollte. Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange und sein Blick schoss zu mir. „Es wird alles wieder gut…“, flüsterte ich und er schloss die Augen. Doch selbst ich war nicht ganz von meinen Worten überzeugt….