*Acht Jahre später*
Heute
war es soweit. Heute war James Norringtons Beförderung, bei der er vorhatte, meiner Schwester einen Heiratsantrag zu machen. Auch wenn ich es falsch finde, müsste ich mich doch darüber freuen,
dass Lizzy einen solch edlen und treuen Mann wie Norrington es war, heiraten dürfte, oder etwa nicht? Ich wusste es nicht.
Ich
war schon früh auf den Beinen, da ich nicht mehr schlafen konnte und mich daher hinaus in den Garten begab. Eine kühle Brise wehte vom Meer her, das in der aufgehenden Sonne
türkisblau glitzerte und so endlos weit erschien. Doch ich wusste welche Gefahren dort lauerten. Zumindest redete ich mir das immer ein. Ich wusste das ich meine kleine Schwester nicht vor
allem Bösen schützen konnte und vor schlechten Entscheidungen schon gar nicht.
Ich
atmete tief ein und aus und wandte mich von der spiegelnden Wasseroberfläche des Brunnens ab, um zurück ins Anwesen zu gehen. „ Um Himmels Willen! Miss Swan, wo sind sie?“ rief Kathy,
eine Bedienstete so laut, das ich es draußen noch hören konnte und somit beschleunigte ich meinen Schritt ungemein. „Kathy, bitte nicht so laut!“ bat ich sie. Ich wollte nicht, das mein Vater
davon Wind bekam, dass ich mich morgens im Garten herum trieb. „ Wir müssen sie fertig machen für die Beförderung von Captain Norrington! Dies ist doch ein sehr wichtiges Ereignis, finden Sie
nicht?“ Mit diesen Worten schob sie mich hoch in meine Gemächer. „ Aber natürlich ist es das…“ antwortete ich ihr, bereits oben im Zimmer angekommen. In Gedanken versunken, merkte ich nicht ,
dass Kathy mich auf den Stuhl vor meinem Spiegel bugsiert hatte und sich an meinen Haaren zu schaffen machte. Durch ein Klopfen wurde ich etwas unsanft in die Realität zurückgeholt.
„Herein!“
Die
Tür öffnete sich und mein Vater trat ein. Ich lächelte ihn freundlich an. „ Guten Morgen Vater! Ich hoffe doch, du hast erholsam genächtigt?“ fragte ich ihn. „ Oh ja, ich hoffe doch
dies beruht auf Gegenseitigkeit?“ antwortete er, ebenfalls mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Ich nickte nur eifrig, ehe ich hinter ihm eine Zofe stehen sah, mit einer Schachtel in der
Hand. „ Dürfte ich fragen, was du da mitgebracht hast?“ wendete ich mich wieder meinem Vater zu, der sich derweil ans Fenster gestellt hatte. „ Oh natürlich! Mach es doch auf! Elizabeth hat ihres
schon bekommen.“ Lies er mich in seinem leicht amüsierten Tonfall wissen. Neugierig wie ich nunmal war, öffnete ich die beige Schachtel vorsichtig und hatte ein wunderschönes, weinrotes Kleid mit
weißer und silberner Spitze in den Händen. Mit Freudentränen in den Augen drehte ich mich zu meinem Vater um, der mittlerweile hinter mich getreten war. „Ich danke dir, Vater!“ flüsterte ich, war
mir aber sicher das er es gehört hatte, und umarmte ihn. „Du musst dich für nichts bedanken Tessa!“ antwortete er.
Ich
löste mich langsam von meinem Vater und widmete mich wieder dem Kleid, das ordentlich gefaltet in der Schachtel lag. „ Ich denke, du solltest dich jetzt für die Zeremonie vorbereiten, mein Kind!“
meinte er, schenkte mir noch ein letztes Lächeln und ging dann von dannen. „ Würdest du bitte so freundlich sein und mir helfen, Kathy?“ wandte ich mich an meine Zofe, die nur ein breites Grinsen
im Gesicht hatte. „ Aber selbstverständlich, Miss Swan!“ erklang ihre fröhliche Stimme nun. Und so half mir Kathy in das schöne Kleid und steckte mir die Haare zu einer anständigen Frisur
hoch und lies eine Strähne meines hellblonden Haares frei über meine Schulter fallen. „ Sie sehen absolut bezaubernd aus, Miss Swan!“ staunte Kathy. „ Aber doch nur dank dir!“ lobte ich sie und
begab mich anschließend nach unten wo mein Vater schon wartete. Allerdings war er nicht alleine, wie ich feststellte. Will Turner, der Junge der damals während der Überfahrt gerettet wurde, hatte
den Degen für Captain Norringtons Zeremonie abzugeben und laut Reaktion meines Vaters war dieser mehr als nur zufriedenstellend. „ Ah Tessa, da bist du ja!“ begrüßte mich mein Vater der sich im
selben Moment umdrehte und ein breites Lächeln im Gesicht hatte. Ich war es nicht gewohnt Aufmerksamkeit zu erregen und deshalb schoss mir ungewollt die Röte ins Gesicht. „ Vater, Mr Turner!“
grüßte ich ebenfalls während ich die Treppe hinunter schritt. „ Will! Wie schön dich zu sehen!“ ertönte Lizzys Stimme am Anfang der Treppe. „Miss Swan! Ihr seht bezaubernd aus!“ brachte
Will mit immernoch offenem Mund heraus. Ob ihm dort vielleicht eine Fliege hineinfliegen würde? Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. „ Meine Damen, eure Mutter wäre stolz auf euch!“ sagte
Vater mit leiser Stimme noch immer etwas aus der Fassung. Will starrte derweilen wie gebannt auf Elizabeth, so, als wolle er jede ihrer Bewegungen studieren. Unser Vater schien sich mittlerweile
wieder etwas gefangen zu haben, denn er räusperte sich und meinte, dass es schon Zeit geworden wäre, um aufzubrechen. Ich stimmte ihm zu, hackte mich bei ihm ein und zusammen verließen wir das
Anwesen, dicht gefolgt von Lizzy und Will. „ Ladys First!“ meinte Vater zu mir. „ Vielen Dank der Herr!“ antwortete ich ihm in ebenso formeller Form. Seine Mundwinkel zuckten verdächtig
nach oben und auch ich konnte den Anflug eines Lächelns nicht unterdrücken. So begab ich mich in die Kutsche und rückte ans Fenster heran, um die Aussicht sehen zu können. Nach mir folgte mein
Vater und schließlich Lizzy. „ Vergiss nicht Will! Ich habe dir schon so oft gesagt, das du mich Elizabeth nennen sollst!“ rief sie ihm noch hinterher. Nun war es um mich geschehen. Ich konnte
nicht länger so tun als wäre nichts, also brach ich in schallendes Gelächter aus, was mir komische Blicke seitens Lizzy einbrachte und einen ebenso belustigten Blick meines Vaters, der meinen
Lachanfall duldete. Schließlich stimmte er jedoch mit ein und auch Lizzy taute langsam auf.
Als
ich mich wieder etwas gefasst hatte, bemerkte ich, dass mir wegen des vielen Lachens meine Seite schon sehr wehtat und atmete deshalb tief durch. „ Nun gut, wir müssten doch eigentlich bald da
sein, oder etwa nicht, Vater?“ fragte ich ihn. „ Oh ja, wir müssten bald da sein. Bitte, verhaltet euch eures Alters gemessen, meine Damen! Nicht, das es so endet wie der letzte Ball auf dem wir
geladen waren!“ Er bedachte uns mit einem strengen Blick. Lizzy fing zu kichern an und ich senkte vorsichtshalber den Kopf. Das war ja so peinlich gewesen, was Lizzy da gemacht hatte….
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