Lights Will Guide Me
Lights Will Guide Me

Wenn Amethysta nicht gewusst hätte, das dies womöglich ihre letzte Mission sein würde, so hätte sie den Wind in ihrem Gesicht bestimmt genossen. Das Problem jedoch war, dass sie genau wusste, dass sie diese Schlacht nicht überleben würde. Immer weiter lief die weiße Stute durch die schwarzen Tiefen des Waldes, immer darauf bedacht, dass nicht allzu viele Zweige in das Gesicht ihrer Reiterin  flogen. 
Schon von Weitem konnte man das ständige Rufen der Orks hören und jeder Galloppsprung ihrer Stute ließ Amethysta mehr und mehr in Angst versinken. Würde sie die Menschen verteidigen können oder würde sie schon im ersten Moment scheitern? Diese Fragen in ihrem Kopf bescherten ihr starke Kopfschmerzen, die sie immer wieder zurückdrängen wollte. Es war ein ähnliches Gefühl, als würden tausende von Orks gegen ihren Kopf hämmern, andersgesagt: Es war unerträglich.
Immer weiter näherten sie sich den herannahenden Orktruppen, die auf dem selben Weg waren, wie sie. Ein Weg. Ein Ziel. Helms Klamm.

„Pass auf Sternenlicht. Sie dürfen uns nicht bemerken… Es könnte schwierig werden, da wir vor ihnen aus dem Wald kommen werden, doch wir müssen es einfach schaffen…“, wisperte Amethysta ihrer Stute zu, die dies nur mit einem Schnauben quittierte. Sternenlicht verlangsamte ihre Schritte und spitzte gespannt die Ohren, bereit los zu rennen, sollte irgendwo eine böse Überraschung lauern. Vorsichtig ging sie einen Schritt nach dem anderen und schon bald war die Grenze des Waldes zu sehen. 
Amethysta klopfte das Herz bis zum Halse und ihre Hände zitterten unaufhörlich. Sie hatte Angst, doch nicht nur vor der kurz bevorstehenden Schlacht, sondern auch wegen der unbekannten Macht die dieser Anhänger wohl in sich verbarg. 
Doch ihr Geist hatte sich bereits entschieden. Amethysta gab ihrer Stute das Zeichen, los zu laufen und schon preschte die schneeweiße Stute los und sprang geradewegs über einen Baumstamm hinweg. Alles um Amethysta herum verfärbte sich in violettes Licht und geschockt weitete sie die Augen. Viele kleine Edelsteine flogen um sie herum und die Zeit während des Sprungs schien still zu stehen. 
Die Edelsteine verfärbten sich lila und setzten sich auf Sternenlichts Stirn und ihren Fesseln fest. Amethysta bemerkte, dass die übrig gebliebenen Steinchen auf sie zu flogen. Vorsichtig streckte sie eine Hand nach einem der Edelsteine aus und sofort schossen Abermillionen Funken aus dem Edelstein und umkreisten sie wie kleine Glühwürmchen. Die Elbin fühlte, wie sich ihre gesamte Kraft in ihrem Inneren zum allerletzten Mal sammelte. Das violette Licht erlosch langsam und Amethysta spürte die steigende Kraft ihrer Stute. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie etwas ganz anderes als zuvor anhatte. Ein langes, lilanes Kleid, mit langen Ärmeln und auf ihrem Kopf thronte ein Reif, mit einem Amethyst in der Mitte. 
Die Elbin fühlte sich das erste Mal seit langem wieder stark. Sie würde es schaffen! Sie erlaubte sich einen kurzen Blick über ihre Schulter und sah, dass die Orks wohl zuerst verblüfft waren, dann jedoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit aufholten. Sie wandte ihren Kopf wieder nach vorne und krallte sich in der Mähne ihrer Stute fest. 

*Legolas PoV*
Ich hörte stetiges Hufgetrappel und wandte meinen Blick gen die Orkscharen, die immer näher kamen. Doch genau ein paar Fuß weit vom Tor entfernt kam ein weißes Pferd wie vom Donner getrieben angaloppiert. Ich kniff die Augen zusammen und erkannte eine Elbin, die mir sehr bekannt vor kam. Leichtfüßig sprang ich eine Treppe hinab und stellte mich an die Mauer, um besser hinsehen zu können. „Öffnet das Tor!“, rief ich dann und sah zu Aragorn und Haldir hinüber. Aragorn sah mich nur verständnislos an, doch ich nickte nur und ging hinunter, dicht gefolgt von Haldir, der sich wohl sehr dafür zu interessieren schien, für wen das Tor geöffnet werden sollte. 

*Amethysta PoV*


Ich sah, wie das Tor langsam geöffnet wurde und bedeutete Sternenlicht, langsamer zu werden. Ich hatte Angst was mich wohl erwarten würde, doch ich wusste auch, dass dieses Mal das Leben so vieler Menschen auf dem Spiel stand. Kinder, Alte Frauen. Für all jene, die geschützt werden müssen. 
Wir passierten das Tor und ich konnte kaum glauben wer dort vor mir stand. Haldir. Nach so langer Zeit sah ich ihn endlich wieder. Das Licht des Mondes spiegelte sich auf seiner goldenen Rüstung wider und ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als ihn zu berühren. Wie ein Engel stand er dort und sah mich gebannt an. Langsam ließ ich mich von Sternenlichts Rücken herab und ging dann mit Tränen in den Augen auf meinen ehemaligen Hauptmann zu. „Haldir… Es tut mir so leid… Ich wollte nicht…“, ich schluckte. Ein großer Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet und ich hatte Mühe, nicht zu weinen.
Er zögerte, streckte dann jedoch eine Hand nach mir aus. Behutsam legte er seine Hand an meine Wange und strich sanft darüber. „Ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen…“, wisperte er und zog mich in eine innige Umarmung. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter und stumme Tränen bahnten sich den Weg über meine Wange hinab. Wie sehr ich ihn vermisst hatte. Seine Nähe, seine Stimme. All das, was mir über Monate hinweg verwehrt blieb. Ich löste mich langsam von ihm, hatte jedoch meine Hände noch immer auf seinen Schultern ruhen…